Chronik

Geschichte

Polling entstammte wahrscheinlich, wie viele seiner Nachbardörfer Inzing, Hatting und Flaurling, einer bajuwarischen Besiedelung aus dem 6. Jahrhundert. Der Inn erfüllte beinahe die gesamte Talsohle und nördlich und südlich zu den Hängen hin lagen dichte, versumpfte Waldböden und kaum durchdringbare Wälder.


Vom „Edlen Pollo“ und der ersten Besiedelung

Nach dem allmählichen Schwinden des Einflusses des römischen Weltreiches begannen die Germanen ihre Eroberungszüge Richtung Süden auszudehnen. Bajuwarische Sippen drangen in unser Gebiet vor und gründeten die ersten Siedlungen. Am hiesigen Standort errichtete der Überlieferung nach ein Stammesführer namens „Pollo“ eine erste befestigte Siedlung. Unter unsäglichen Mühen wurde ein größerer, geeigneter Platz gerodet. Aus den gewonnenen Baumstämmen wurde ein Haus errichtet. Zur Befestigung des Untergrundes wurden Pfähle in den sumpfigen Boden gerammt. Die Wände des Hauses wurden zum Schutz gegen den Wind mit Lehm und Moos verstopft. Das mit Rinden, Stroh und Holzschindeln bedeckte Dach schloss den Innenraum ab. Das Haus hatte nur einen Raum, die spärlichen Fenster wurden mit den Häuten erlegter Tiere verschlossen. Die Tür besteht aus mehreren quergelegten Balken. In der Mitte des Raumes stand ein offener Steinofen und im Dach wurde für den Rauchabzug ein Loch gelassen, das mit einer Klappe geschlossen werden konnte.


Zum Schutz gegen wilde Tiere und feindliche Menschen wurde um das Haus ein hoher Zaum errichtet. Weitere Teile des Waldes wurden gerodet, Felder und Wiesen wurden angelegt und bebaut.


So ungefähr mag die Besiedelung des heutigen Polling in Tirol passiert sein. Stimmt die Überlieferung, so ist die Besiedelung im Unterschied zu anderen Regionen Tirols friedlich vonstatten gegangen, weil keine anderen Menschen oder Völker verdrängt worden sind.


Erste urkundliche Erwähnung „Pollinga“

Als älteste Urkunde, in welcher der Ort „Polling“ namentlich auftaucht, gilt Reginberts Stiftbrief des Klosters Scaranzia (Scharnitz) aus dem Jahre 763, welcher „Pollinga“ zugleich mit „Flurininga“ (Flaurling) nennt.


Ältester Teil von Polling

Im Ortsteil Pollingberg, ca. 200 m höhergelegen als das Ortszentrum, befinden sich mehrere Höfe, die als der älteste Teil von Polling gelten. Es sind dies die Gehöfte Umesberg, Thurnhof, Stagglhof, Salchegg und Sticklberg. Die Höfe oder der Teile davon stammen aus dem Hochmittelalter.


Schloss „Burgstall“

In Pollingberg soll der Überlieferung nach früher ein Schloss gestanden sein. Einige Anzeichen dafür sind tatsächlich vorhanden. So gibt es tatsächlich heute noch den Flurnamen „Burgstall“ für einen Waldteil, der auf der Terrasse in einer Ebene liegt. Angeblich sollen an der Stelle einmal Steinquader freigelegt worden sein.


Landgericht Hörtenberg

Polling unterstand ab dem Jahre 1286, wie viele seiner Nachbargemeinden, dem Landgericht Hörtenberg oberhalb von Pfaffenhofen. Die Grafen und Landesfürsten von Tirol erwarben die Grafschaft Hörtenberg und setzten auf Schloss Hörtenberg Richter zur Verwaltung ein. Im Jahre 1427 wurde Polling als Steuer- und Ortschaftsverband angeführt. Im Feuerstätten- und Eigenleuteverzeichnis wurde Polling als „Gemeinde“ bezeichnet.


Im Jahre 1626 entstand in Polling das erste Mal ein Grundkataster.


Im Jahre 1653 erfolgte die Bergwerksverleihung an Polling für Silberabbau.


Die Pestkrankheit traf Polling in den Jahren 1634 bis 1636.


1811 gehörte Polling zur Anwaltschaft Flaurling.

Die politische Selbständigkeit erlangte Polling im Jahre 1821.


Im Jahr 1985 wurde der Gemeinde Polling ein eigenes Gemeindewappen verliehen. Die Symbolik erinnert daran, dass der größte Teil des Kulturgrundes von Polling dem einst den ganzen Talboden beherrschenden Inn durch Archenbauten abgerungen worden war.


Sage

Eine Sage erzählt, dass im Gebiet des Schwimmbaches früher klumpenweise Silber gefunden worden wäre. Der erste Entdecker sei ein Pollinger Männlein gewesen, das die Funde aber lange Zeit geheimhielt. Es ließ sich aber eines Tages bei einem Schuster die Schuhe mit Silbernägel beschlagen und wenn es auf die Jagd ging, schoss es mit silbernen Kugeln.

Man konnte sich diesen Reichtum lange Zeit nicht erklären und bemerkte nur, dass das alte Männlein in der Nacht manchmal verschwand. Als es fortan hartnäckig beobachtet wurde, kam man endlich hinter das Geheimnis und machte sich ab dem Zeitpunkt das angebliche Silbervorkommen allgemein zunutze. Auf diese Weise soll Polling einmal die drittreichste Gemeinde Tirols gewesen sein, bis sich der Schatz allmählich erschöpfte. Abseits der zitierten Sage gibt es jedenfalls einen Hinweis, dass Polling im Jahre 1653 eine Bergwerksverleihung für Silbererzabbau erhalten hatte.


Die „Krotnmelcher“

„Innsbrucker Karpfen – Bozner Seligkeiten“ ist der Titel eines Buches des Autors Friedrich Haider der Verlage Tyrolia Innsbruck-Wien und Athesia Bozen.


Das Buch bietet eine vergnügliche Lesereise durch Nord-, Ost- und Südtirol und vermittelt mit den gesammelten Über-, Spitz-, Spott- und Necknamen von 406 Gemeinden und Örtlichkeiten vorwiegend Heiteres aus dem Tiroler Volksleben.

Entgegen vieler Spitznamen anderer Gemeinden, die oft aufgrund bestimmter Ereignisse oder Gegebenheiten entstanden sind, werden die Pollinger schlicht als „Krotnmelcher“ geführt. Angeblich haben sich ehemals in den sauren und moosigen Wiesen Frösche und Kröten breitgemacht und Polling zu diesem Beinamen verholfen. Ein solcher Beiname ist nichts Ungewöhnliches für einen Ort mit einem ehemals sumpfigen Gelände.